In Sachen Kiebitz
Der Kiebitz ist ein von Michael Platzer konstruiertes einmotoriges, zweisitziges Ultraleichtflugzeug.
Der Kiebitz ist als einstielig verspannter Doppeldecker in Gemischtbauweise gebaut. Er verfügt über ein Spornradflugzeug mit Kreuzleitwerk und
zwei hintereinander liegende Sitzplätze. Die Spannweite beträgt 7,6 Meter, die Flügelfläche 18,33 Quadratmeter bei einer Länge
von 6,9 Metern. Es existieren eine Reihe von Varianten, die sich durch die Motorisierung unterscheiden. Die meisten Maschinen sind mit Viertakt-Reihen-
oder Boxermotoren mit einer Leistung von 55 bis 80 PS ausgerüstet.
Die höchstzulässige Geschwindigkeit beträgt (je nach zugelassenem Abfluggewicht) bis zu 150 km/h, die Manövergeschwindigkeit 115 km/h,
die Geschwindigkeit bei maximaler Leistung etwa 125 km/h. Die Mindestgeschwindigkeit liegt zwischen 45 km/h und 65 km/h. Die maximale Abflugmasse
beträgt je nach Ausführung 330 kg, 400 kg oder 450 kg, die Leermasse zwischen 180 kg und 245 kg.
Der Kiebitz ist ein reines Selbstbauflugzeug. Es gibt keinen Bausatz, gelegentlich aber bieten einzelne Selbstbauer Baugruppen zum Tausch an. Die
Bau-Lizenz mit einem Plansatz wird von Konstrukteur Michael Platzer angeboten.
Michael Platzer entwickelte vor dem UL-Kiebitz den UL-Eindecker Motte, das erste über drei Achsen steuerbare Ultraleichtflugzeug aus Deutschland. Die
Platzer UL-Motte B2/B3 (1984) befindet sich in der Dauerausstellung des Deutschen Museums.
Einer der Lilienthalgleiter wurde von Michael Platzer flugfähig nachgebaut und persönlich in der ARD-Fernsehserie "Die Grashüpfer"
geflogen. Mit diesem Fluggerät wird Platzer in der Leihgeberliste der Staatlichen Museen Kassel geführt.
Am 20. und 21. Juli 2002 fand auf unserem Platz nach zwei Jahren wieder mal ein "Kiebitz"-Treffen statt.
 rechts im Vordergrund ist eine Abwandlung des Kiebitz: Die "Motte" |
 die beiden Wilfrieds aus Nienburg an der Weser hatten den weitesten Anflug und übernahmen den Wanderpokal |
 Formationsflug über die Autobahn bei Garbenteich |
 viele Kiebitzpiloten waren der Einladung gefolgt |
Auszug aus Zeitungsartikel des Gießener Anzeiger vom 22. Juli 2002:
Die Kiebitze werden mit der Laubsäge gebaut
Segelfliegergruppe Steinkopf hatte zum Doppeldeckertreffen eingeladen.
 Pohlheim von oben gesehen: Einen derart herrlichen Ausblick kann ein Flieger nur aus einem Doppeldecker haben
POHLHEIM. "Natürlich offen... aus Freude am Fliegen" liest der Fahrgast am Kiebitz von Peter Wagner. Ohne Kabine, nur mit kleiner Windschutzscheibe
und Lederhaube wird geflogen.
 Fachgespräche unter Kennern
 Formationsflug in der Gemarkung
 Ästhetik einer Flugmaschine
Am Wochenende gehörte der Flugplatz "Viehheide", der von der "Segelfliegergruppe Steinkopf e.V." unterhalten wird, ganz den selbstgebauten
Doppeldeckern. Im Sternflug kamen sie eingeschwirrt. Seit 1986 kann man die Baupläne für einen Kiebitz erwerben. "Bauen muss man das Gerät
dann mit der Laubsäge selbst", erklärt Manfred Henß von Vereinsvorstand. Nur wenige Bauteile, wie Motoren, Räder oder Instrumente
sind gekauft. Die Kiebitze mit ihrer Spannweite von knapp acht Metern sind luftfahrtrechtlich keine Flugzeuge, sondern Luftsportgeräte, wie alle
Ultraleichtflieger. Flieger dieser Kategorie dürfen ein maximales Startgewicht von 450 Kilogramm aufweisen.
"Bitte vorsichtig einsteigen, nur auf die grünen Rohrrahmen treten", erläutert Pilot und Organisator Peter Wagner vor dem Start. Die Konstruktion
besteht aus Rohren, Drähten und einer lackierten Stoffbespannung. Wer sich einen Fehltritt leistet, der zerstört das Flugzeug.
Der Fluggast sitzt vorne im nicht besonders geräumigen Doppeldecker, der ein Gefühl aus den Anfängen der Fliegerei vermittelt. Beide
Insassen haben einen Steuerknüppel und Gashebel. Mit nur 50 Pferdestärken wird der Holzpropeller angetrieben und bläst den Piloten Wind ins
Gesicht. Kurz ist das Anrollen und rumpeln auf der Graspiste, bis die erforderliche Abhebegeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern erreicht ist.
Mit Tempo 100 geht es dann auf die Reise. Ein angenehmes Gleiten, das hin und wieder von Thermikströmungen ruckartig unterbrochen wird. "Aber es kann
gar nichts passieren!", betont Sprecher Manfred Henß per Lautsprecher am Boden. Alle Ultraleichtflieger haben ein Rettungssystem. Bei Gefahr zieht
der Pilot die "Notbremse" und eine Rakete schießt einen riesigen Fallschirm nach oben, so dass Flieger und Passagiere sicher am Boden landen. Aber
Peter Wagner zeigt mit seiner Maschine, dass ein Motorausfall überhaupt kein Problem ist. Mit stehendem Propeller segelt er zur Landung. Im Notfall
reiche bereits ein Sportplatz als Landebahn.
Ein knappes Dutzend farbenfroher Flugmaschinen, wie aus Opas Zeiten, flogen am Samstag den Flugplatz "Viehheide" an. Darunter neben den Doppeldeckern auch
eine Eindeckerkonstruktion, eine Motte. Höhepunkt war eine Formation aus sechs fliegenden Kisten über Pohlheim. Gestern ging es dann
gemütlich mit 100 Stundenkilometern und einem Verbrauch von zehn Litern Superbenzin pro Stunde nach Hause.
 Tollkühne Männer in ihren fliegenden Kisten: Peter Wagner ist einer von ihnen
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